CO² Bilanz – Wie umweltfreundlich ist das Elektroauto?

Hier streiten sich die Geister. Mal kommt eine Studie heraus, die das Elektroauto klar im Vorteil sieht. Einen Tag später folgt die nächste, die das Ganze wieder ganz anders bewertet.

Ich habe dazu viele Artikel gelesen und die mediale Berichterstattung dazu verfolgt. Ich komme zum Ergebnis, dass ein Elektroauto im Großen und Ganzen schon weniger CO² ausstößt – jedoch gibt es dazu einige Faktoren wie schnell ein Elektroauto eine bessere Bilanz wie ein normaler Verbrenner aufweist.

Der größte Faktor dabei ist – woher kommt mein Strom? Es macht einen gewaltigen Unterschied ob es „normaler Strom“, Öko-Strom, zertifizierter, nachhaltiger Strom oder sogar der selbst produzierte Strom aus Sonne, Wind oder der eigenen Biogasanlage ist. Inzwischen werden auch die meisten öffentlichen Ladestationen mit Öko-Strom betrieben. Dies betrifft z.B. auch alle Stationen der Energie Südwest (Esel) in und um Landau sowie die Stationen der Pfalzwerke (Freshmile).

Pfalzwerke (Freshmile) Ladestation in Edenkoben

Der zweite Faktor ist die Fahrleistung: Fahre ich überhaupt genügend Kilometer um den CO²-Rucksack für die Produktion der Batterie in einem Autoleben wieder einzufahren?

Der dritte Faktor ist die Größe der Batterie, je größer diese ist, umso mehr CO²- und Umweltbelastung vor allem durch den abbau seltener Erden liegen vor.

Nach Recherchen habe ich mal einige Beispielrechnungen mit
120.000 km Fahrleistung (4 Jahre, 30.000 km Jährlich) angestellt:

Die Produktion eines Kleinwagens ähnlich dem ZOE produziert rund
4 Tonnen CO², die Produktion der Batterie rechnet man mit rund 140 kg je kWh (41 kWh Batterie) macht 5,7 Tonnen CO², bei der Entsorgung der Batterie rechnet man mit etwa 10% der Produktionsmenge – macht 570 kg CO², ein Liter Benzin erzeugt 2,32 kg CO², ein Liter Diesel erzeugt 2,65 kg CO². Bei den Verbräuchen rechne ich mit 5,5 Liter beim Diesel und 7,0 Liter beim Benziner. Beim Elektroauto rechne ich mit meinem aktuellen Durchschnitt von 15,5 kWh je 100 km.

Nun kommt noch das Problem mit der Rechnung des CO² beim geladenen Strom: Mit „normalem Strom“ rechne ich mit aufgerundeten 500 g je kWh, beim Öko-Strom mit rund 50 g je kWh. Um zu verhindern, dass der ein oder andere nun wieder ein Schönrechnen mit Öko-Strom vermutet, habe ich die Rechnungen einmal mit und einmal ohne Öko-Strom gerechnet.

Beispielrechnungen:

Elektrofahrzeug (ohne Ökostrom)
Auto: 4 Tonnen CO²
Batterie: 5,7 Tonnen CO²
Normaler Strom: 9,3 Tonnen CO²
Entsorgung der Batterie: 0,570 Tonnen CO²
Ergibt gesamt = 19,6 Tonnen CO²

Elektrofahrzeug (mit Ökostrom)
Auto: 4 Tonnen CO²
Batterie: 5,7 Tonnen CO²
Strom aus Ökostrom: 0,93 Tonnen CO²
Entsorgung der Batterie: 0,570 Tonnen CO²
Ergibt gesamt = 11,2 Tonnen CO²

Verbrenner Fahrzeug (Benzin, 7 Liter/100 km)
Auto: 4 Tonnen CO²
CO² aus Benzin Kraftstoff: 19,5 Tonnen CO²
Ergibt gesamt = 23,5 Tonnen CO²

Verbrenner Fahrzeug (Diesel, 5,5 Liter/100 km)
Auto: 4 Tonnen CO²
CO² aus Diesel Kraftstoff: 17,3 Tonnen CO²
Ergibt gesamt = 21,3 Tonnen CO²

Auswertung:
Bei einem Anteil von 50% zu 50%, Öko-Strom zu „Normalem Strommix“ in der Batterie liegen wir also bei gesamt 15,4 Tonnen CO². Macht je km inkl. der kompletten Produktion 128 g je km. Beim Benziner 196 g je km und beim Diesel 178 g je km. Bei meiner Fahrleistung ist der CO² Rucksack für die Batterie in etwas unter 50.000 km wieder abgebaut. Das entspricht bei mir 20 Monate.

noch ein Hinweis zu werten der Autohersteller. Die Angaben zum CO² Ausstoß je km bezieht sich auf den vom Hersteller ermittelten Spritverbrauch. Die Produktion ist hier nicht mit eingerechnet. Auch liegt der Verbrauch in den Prospekten häufig deutlich unter dem tatsächlichen Verbrauch.


https://www.focus.de/auto/ratgeber/carly-analyse-realer-kraftstoffverbrauch-liegt-bis-zu-74-prozent-ueber-den-herstellerangaben_id_9084833.html

Second Life alter Batterien:
In meinen Rechnungen gehe ich davon aus, dass die Batterie danach einem Recycling unterliegt. Dies stimmt in der Praxis so jedoch in vielen Fällen nicht. Immer häufiger finden ehemalige Batterien aus Elektrofahrzeugen eine weitere Verwendung im Haus als Stromspeicher oder großen Speicherfarmen.
Beispiele: Speicherfarmen von BMW im Werk Leipzig oder RWE in Herdecke.

Weniger CO² durch weniger Teile?
In der Rechnung wurde nicht berücksichtigt dass für das Elektroauto deutlich weniger Teile benötigt werden wie für ein verbrenner Fahrzeug. Daher rechne ich hier mit dem gleichen Wert von 4 Tonnen CO² bei der Auto Herstellung.

Fazit: Egal wie man es sich dreht und wendet, selbst bei nicht vorhandenen Öko Strom kommt man mit dem E-Auto was die CO² Bilanz angeht etwas besser weg. Nach Rechnungen des Umweltbundesamtes geht man für das Jahr 2018 im Deutschen Strommix von 474 g CO² je kWh aus. Der Anteil an Erneuerbaren Energie im Deutschen Strommix lag 2018 bei knapp über 40 %. Wenn man noch die weitere Verwendung der Batterien als Speicher mitrechnet, sieht die Bilanz nochmal etwas besser aus. Die Recycling-Quote der gesamten Batterie liegt Inzwischen bei 60-70%, das enthaltende Nickel und Kobalt kann zu über 90% wieder zurück gewonnen werden.

Mein TIPP: Wer der Umwelt und seinem Geldbeutel etwas Gutes tun will, sich aber nicht mit einem Elektroauto anfreunden kann oder will empfehle ich noch Erdgas Fahrzeuge. Hiervon gibt es immer mehr Modelle, die Reichweiten sind inzwischen auch ordentlich angewachsen (z.B Seat Leon TGI). Dieser kommt bei 120.000 km inkl. Produktion auf rund 16 Tonnen CO² – was 133 g je km entspricht – und damit auf fast das gleichen Niveau wie das E-Auto.